Mascha Keléko
Blatt im Wind
Lass mich das Pochen deines Herzens spüren,
Dass ich nicht höre, wie das meine schlägt.
Tu vor mir auf all die geheimen Türen,
Da sich ein Riegel vor die meinen legt.
Ich kann es, Liebster, nicht im Wort bekennen,
Und meine Tränen bleiben ungeweint,
Die Macht, die uns von Anbeginn vereint,
Wird uns am letzten aller Tage trennen.
All meinen Schmerz ertränke ich in Küssen.
All mein Geheimnis trag ich wie ein Kind.
Ich bin ein Blatt, zu früh vom Baum gerissen.
Ob alle Liebenden so einsam sind?
| Mascha Keléko
Leaf in the wind
Let me feel your heartbeat,
So that I can’t hear how mine is beating.
Open before me all the secret doors,
Because a bolt is closing mine.
I cannot, my beloved, confess it with words,
And my tears remain uncried,
The power, that unites us from the beginning,
Will separate us on the last day of all.
All my pain I drown in kisses.
All my secret I carry like a child.
I am a leaf, torn off the tree too early.
Are all lovers this lonely?
|
Hör auch das Gedicht BLATT IM WIND in https://learngermanwithg.wordpress.com/2017/03/22/poem-blatt-im-wind-mascha-kaleko
* 07.06.1907, Chrzanów, Polen
† 21.01.1975, Zürich, Schweiz
† 21.01.1975, Zürich, Schweiz
Die aus einer russisch-jüdischen Familie
stammende Mascha Kaléko (geborene Golda Malka Aufen) verlebt ihre Kindheit
in Marburg/Lahn und Berlin. Neben einer Sekretärinnenausbildung und Büroarbeit
für die Jüdische Gemeinde besucht sie Abendkurse in Philosophie und Psychologie
u.a. an der Humboldt-Universität.
Ab 1930 veröffentlicht sie, gefördert von dem Kritiker Monty Jacobs, nach ersten Publikationen in der "Vossischen Zeitung" regelmäßig Gedichte im "Berliner Tagblatt", der "Welt am Montag" und anderen Berliner Tageszeitungen.
Ab 1930 veröffentlicht sie, gefördert von dem Kritiker Monty Jacobs, nach ersten Publikationen in der "Vossischen Zeitung" regelmäßig Gedichte im "Berliner Tagblatt", der "Welt am Montag" und anderen Berliner Tageszeitungen.
Nach Angriffen
durch die Nazi-Presse und ihrem Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer
(August 1935) emigriert Kaléko schließlich 1938 mit ihrem zweiten
Mann, dem Musikwissenschaftler Chemjo Vinaver, nach New York. Dort verfasst
sie, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, u.a. Werbetexte für
Toilettenartikel und Unterwäsche. Neben Dolmetschertätigkeiten für Vinaver, der
weiter dirigiert und komponiert, bleibt ihr wenig Zeit für eigene Produktionen.
Erst 1945 erscheinen im Schoenhof-Verlag, Cambridge, Massachusetts, ihre "Verse für die Zeitgenossen". Eine Lizenzausgabe kommt in Deutschland als erste Veröffentlichung nach dem Krieg erst 1958 bei Rowohlt heraus. Sie beschert ihr das lang ersehnte Comeback. Ihre Bücher werden wieder aufgelegt, sie wird zu Lesereisen und Rundfunkinterviews eingeladen.
Erst 1945 erscheinen im Schoenhof-Verlag, Cambridge, Massachusetts, ihre "Verse für die Zeitgenossen". Eine Lizenzausgabe kommt in Deutschland als erste Veröffentlichung nach dem Krieg erst 1958 bei Rowohlt heraus. Sie beschert ihr das lang ersehnte Comeback. Ihre Bücher werden wieder aufgelegt, sie wird zu Lesereisen und Rundfunkinterviews eingeladen.
Nach zwei
Europareisen in der zweiten Hälfte der 50er Jahre übersiedeln Vinaver und
Kaléko 1960 nach Israel. Während dies für die Arbeit ihres Mannes eine
bedeutende Rolle spielt, lebt Kaléko wie eine Touristin in Jerusalem. Krank und
kraftlos, lernt sie nur wenig Hebräisch und bleibt weitgehend isoliert.
1968 stirbt überraschend Kalékos
Sohn Evjatar, 1973 ihr Mann. Sie schreibt in der Folge eine große Zahl von
Gedichten, die erst posthum veröffentlicht werden. 1975 stirbt Mascha Kaléko
auf ihrer letzten Europareise in Zürich an Magenkrebs.
Heimweh, wonach ?
Wenn ich « Heimweh » sage,
sag ich « Traum ».
Denn die alte Heimat gibt es kaum.
Wenn ich Heimweh sage,
mein ich viel :
Was uns lange drückte im Exil.
Fremde sind wir
nun im Heimatort.
Nur das “Weh”, es
blieb.
Das “Heim” ist fort.