No es solo el sistema
Quellen : als Taschenbuch erschienen Einzelheiten I, Bewußtseins-Industrie / Frankfurt am
Main, Suhrkamp 1966 .- Siehe auch http://www.zeit.de/2009/12/Enzensberger-Gedichte?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.mail.ref.zeitde.share.link.x
Escritura
militante: solemos aceptar ese nombre solo para la “crítica antisistema”. Las opiniones
conformistas, conservadoras o elusivas reciben el mote de “publicidad
suasoria”. ¿Qué pensar acerca de planteos
denunciadores de “industrias culturales” y formas multitudinarias de
“diversión”, como los que ha venido publicando Hans Magnus Enzensberger? Las
sucesivas ediciones de sus cuestionamientos han sido difundidas (con obvia ganancia
pecuniaria) por las mismas empresas e instituciones puestas en entredicho, a
las que ese autor responsabiliza de la hipnosis cultural del público
“occidentalizado”. Simultáneamente ejerce como poeta con igual afán
iconoclasta. Escriba desde el pesimismo,
el resentimiento o una voluntad correctora,
su inconformismo parece genuino y lo expresa en buen alemán aunque a veces en
deliberada contradicción con las últimas reglas de la Rechtschreibung.
He aquí
fragmentos y resúmenes tomados de fuentes más arriba citadas. (entrecomilladas
las citas textuales; lo demás, reconstruido a partir del original).
« In seinem eigenen Bewußtsein
dünkt ein jeder sich souverän … Denn der Aberglaube, als könne der
einzelne im eigenen Bewußtsein, wenn schon nirgends sonst, Herr im Haus
bleiben, ist heruntergekommene Philosophie von Descartes bis Husserl, …
Idealismus in Hausschuhen » -« Das Bewußtsein ist von vornherein
schon ein gesellschaftliches Produkt und bleibt es, solange überhaupt Menschen
existieren » [K. Marx, Die
deutsche Ideologie].
« Die Bewußtseins-Industrie ist ein Kind der letzten hundert Jahre… Sie
ist die eigentliche Schlüsselindustrie des zwanzigsten Jahrhunderts… »
Vier seien die Bedingungen ihrer
Existenz : 1. Aufklärung im
weitesten Sinne ; 2.Die Proklamatiom (nicht die Verwirklichung) der Menschenrechte, der Gleichheit und der Freiheit ;
3.Steigender Lebensstandard der
Mehrheit aller Staatsbürger, bei sinkender Arbeitszeit ; 4.Der technische Aufschwung in der Funk-,
Film-, Phono- und Fernsehtechnik. Die Entwicklung dieser vier Bedingungen
veränderte die soziale Rolle des Intelektuellen. Er hat mit Bestechungs- und
Erpressungsversuchen zu rechnen. Er wird unter jedem politischen System zum
Komplizen jener Kulturbranchen und der etablierten Herrschaft ihrer Hersteller.
Enzensberger nimmt zuerst eine der
wichtigsten Tageszeitungen Deutschlands unter die Lupe : die FAZ, also die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Dann, die einflussreiche
Zeitschrift Der Spiegel, das
Scherbenbild einer Wochenschau [noticiero semanal cinematográfico], die
Massenproduktion der Taschenbücher, die Aufstellung von Bestseller-Katalogen
und die Verknüpfungen des Massen-Tourismus mit den anderen Fakten der
Produktion und des Vertriebs.
Hier ein Auszug (Ausschnitt,
Extract,) des Essays "Eine Theorie des
Tourismus" :
« Die Wörterbücher meldeten für das Jahr 1800 das Auftauchen
des « Touristen », für das
Jahr 1811 das des « Tourismus ».
Diese Neubildungen sind, keineswegs zufällig, … der englischen Sprache zu
verdanken ». Seine Geschichte ist immer noch nicht vollends geschrieben
worden. Seine Erscheinungen werden kritisiert und mit Hohn überschüttet. Oft
nimmt die Tourismuskritik einen reaktionären Ton an, besonders wenn seine
gesellschaftlichen und landschaftlichen Auswirkungen verpönt werden.
Doch zählt das Reisen zu den ältesten Handlungen des menschlichen Lebens, aber nicht als Selbstzweck. « Im frühesten Hebräisch waren die Worte « Kaufmann » und « Reisender » synonym. Die Nomaden wandern um Nahrung oder Beute zu suchen, vielleicht auch aus Volkssitte. Die Piraten, um Fremde Städte und Schiffe zu überfallen und danach zu fliehen. Die Lehrlinge, um einen besseren Meister zu suchen. Die jungen Kavaliere, um des Ruhmes willen oder einer Dame zu gefallen ; vielleicht auch in der Absicht, im Heer eines großen Adligen zu dienen.
Zur Blütezeit des Merkantilismus (18. Jahrhubdert) wurden die ersten Guides des Voyageurs (Vorläufer der heutigen Reiseführer) veröffentlicht, dann 1836 das erste Red Book von John Murray und drei Jahre später der deutsche « Baedecker ». Die Pilgerstätten, besonders die Stadt Rom, wurden aus Anlass eher kultureller als religiöser Interessen besucht. Die bürgerlichen Aufstände pflanzten dem einzelnen ein Freiheitsbewusstsein ein, das öfter zur Auswanderung führte. Aber der politischen Revolution entsprachen Verwandlungen in der Produktionsweise, die bald einen neu organisierten Welthandel verursachten. Damit hing der technologische Fortschritt zusammen, besonders der Ausbau eines weltumfassenden Straßen- und Eisenbahnsystems, das auch dem Tourismus zugute kam.
Der aufkommende Romantizismus des 19. Jahrhunderts projizierte in ferne Inseln und Länder den Wunschtraum mancher Utopisten und Naturliebhaber, und dies könnte sehr gut als eine Flucht vor der industriell verseuchten und verschmutzten Realität verstanden werden. Man versucht, das Netzwerk der komplizierten Großstädte loszuwerden und dadurch fallen die Leute in das Netz des organisierten Tourismus. Bedenken wir auch das Aufkommen neuer Sportarten: Alpinismus, Segelfahrt, Camping, sowie die Ausbreitung der Sozialrechte wie bezahlter Urlaub, Reisekredit usw.
Dieser Trend brachte einen
Aufschwung der Reisebüros nebst einer weltumfassenden Organisation des
Tourismus, dessen Betreiber bald eine Normierung der Reiseziele erzwingen und
somit die « Sehenswürdigkeiten » bestimmen konnten. « …Die Reise wurde fertig montiert und verpackt
geliefert ». Viele waren neugierig auf die Lebensverhältnisse und
Sitten der Menschen anderer Länder, die vielleicht als « malerisch und
primitiv » bezeichnet wurden. Da
fiel es bestimmten Reisebüros ein, sogar Besichtigungen auf Armenviertel im eigenen Land zu
veranstalten!
Mit dem modernen Reisefieber geht auch ein neues Hotelwesen Hand in Hand, sowie das Wachstum der Reklame und sogar der Reiselektüre. Die Spannungen des Abschieds und der Heimkehr bieten anschließende Gelegenheiten zur Nervenzerrüttung. Wehe dem Zurückkommendem, der die Geschenke von Übersee vergisst !
Vokabular: [dünken : Verb · dünkte, hat gedünkt / veraltend Verb · deuchten, hat gedeucht] ⟨es dünkt mich, mir⟩ es scheint mir - es dünkte ihn ( ihm) gut, hier zu helfen
⟨sich etwas dünken⟩ sich etw. einbilden, eine übertrieben hohe Meinung von sich selbst haben
[Stätte f.‘Stelle, Ort’ : eine freundliche, ruhige, gastliche, einsame, leere, verlassene Stätte - eine Stätte der Arbeit, des fröhlichen Beisammenseins die Stätten seiner Kindheit aufsuchen = sitio, lugar, punto, paraje ]
Hans Magnus Enzensberger
Ein Gedicht (Fragm) : Alter Schuppen – (el viejo galpón )
Das waren Zeiten◗ ◖Ein Überfluß war
das!◗ ◖Jeder von uns besaß seinen eigenen Stuhl,◗ ◖und es waren noch
ein paar übrig◗ ◖für müde Ausländer, die sich ausruhen wollten.◗ ◖Unsre Gebisse
waren wie neu.◗ ◖Versicherungen hatten uns fest im Griff,◗ ◖Vollbäder standen uns zur Verfügung◗ ◖jahraus jahrein,
und manchmal◗ ◖sandten wir Geld und kaum getragene Jacken◗ ◖an weit entfernte
Personen.◗ ◖Natürlich waren wir unbeliebt.◗ ◖Ohne mit der
Wimper zu zucken,◗ ◖bestiegen wir Automobile und Aeroplane.◗ ◖Überall gab es Sicherheitsschleusen.◗ ◖Gehorsam zogen wir
unsere Schuhe aus.◗ ◖Für den Fall, daß uns einer falsch kam,◗ ◖lauerte im
Treppenhaus eine Schar von Anwälten.◗ ◖Sogar den Krankheiten ging es immer besser.◗ ◖Aber wir bissen
die Zähne zusammen◗ ◖und hielten durch.◗ Die Kandidatur◗ ◖ ◖für Michael N.◗ ◗ ◖Geschwind,
geschwind! riefen uns,◗ ◖über die Brüstung gebeugt,◗ ◖die Großmütter zu
– ein Wort◗ ◖aus verschollenen Fibeln –,◗ ◖um uns
anzuspornen.◗ ◖Aber es hat nicht geholfen.◗ ◖Eile mit Weile, ermahnten
uns andre.◗ ◖Die Zugpferde
lahmten, und wir◗ ◖hingen schlaff auf dem Bock.◗ ◖Die Astrologin
hatte uns gewarnt,◗ ◖allein wir wollten nicht hören.◗ ◖Zu beschönigen gebe es nichts,◗ ◖äußerten die
Parteifreunde◗ ◖in der
Elefantenrunde.◗ ◖Nur unsre Schwiegertöchter
–◗ ◖die
eilten herbei, küßten uns◗ ◖und gratulierten
zum Rücktritt.◗ ◖»Euer breites
Siegerlächeln◗ ◖vor all den
Kameras«,◗ ◖versicherten sie,◗ ◖»hätten wir nicht ertragen.«◗ ◗
…Ebenso nimmt Enzensberger im Lob des Analphabetentums eine völlig neue Perspektive ein und kritisiert das gern angewandte Mitgefühl für Analphabeten. Er schenkt der Tatsache Beachtung, dass jeder sechste der Weltbevölkerung weder lesen noch schreiben kann, und dass, wenn man die Vergangenheit in die Überlegung miteinbezieht, Analphabeten nicht die Minderheit sondern die Mehrzahl bildeten. Die Fähigkeit, lesen und schreiben zu können, gelangt demnach erst durch gesellschaftliche Konventionen zu Wert und scheint nicht ein generelles Kriterium für das glückliche menschliche (Über-)Leben zu sein.
-o-o-
Hans
Magnus Enzensberger: Büchnerpreisrede
1963 / Hans Magnus Enzensberger. Mit einem Essay von Friedrich Dieckmann. Hamburg: Europäische Verlags–Anstalt
1992. 86 Seiten. [Quelle : http://enzensberger.germlit.rwth-aachen.de ]
Der erste Teil seines Essays beschreibt die Vereinigung der drei deutschen Westzonen, die damit verbundene Spaltung Deutschlands und somit die Vorgeschichte der endgültigen Teilung Deutschlands. Im zweiten Teil schildert er die Situation Deutschlands ein Jahr nach der Herstellung der „deutschen Staatseinheit“. In Anlehnung an Enzensbergers Rede meint Dieckmann, dass das Wir–Sagen nach der Wiedervereinigung noch schwieriger geworden sei (S. 25). Im Abschnitt „Aporien der revolutionären Identität“ wird ein Text(ausschnitt) aus Enzensbergers Essay „Berliner Gemeinplätze“ vorgestellt. Auch in seiner Rede thematisiert Enzensberger das „WIR“–Gefühl der Deutschen. „Wir nämlich wissen kaum, was das heißen soll: Wir.“ (S. 7) 1963, als die Berliner Mauer stand und Deutschland in zwei Staaten geteilt war, setzte sich Enzensberger mit der Identitätsfrage auseinander: „Mit wem oder womit sind wir identisch?“(S. 12). Anhand dieser Identitätsfrage beleuchtet er die Feindschaft im „geteilten Deutschland“ genauer. Er berichtet über den Bau der Mauer und die Folgen für das deutsche Volk. „Die Mauer trennt nicht nur Deutsche von Deutschen, sie scheidet uns alle von allen anderen Leuten. Sie verbarrikadiert nicht nur eine Stadt, sondern unsere Zukunft. Sie bildet nichts ab als uns selbst: das, was wir noch gemeinsam haben. Das einzige, was wir miteinander teilen, ist die Teilung. Die Zerrissenheit ist unsere Identität.“ (S. ??) Dieckmann schreibt dazu: „Die Aufforderung zur Bewusstseinsprüfung, die von der Betongrenze ausging, ist mit größerer Deutlichkeit, auf größerer Höhe der Sprache und des Gedankens nicht formuliert worden als in Hans Magnus Enzensbergers Büchnerpreisrede. Diese große politische Rede entschlägt sich des Instrumentariums politischer Rhetorik ebenso wie dem der Explikation historischer Zusammenhänge und sozialer Verhältnisse.“ (S. 44)
o-o-o-o
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen