Der Wissensdrang des Dr. Faust ist legendär. Retrato imaginado de Dr Faust
Das wirklich Neue in der digitalen Welt
wird nicht das selbstfahrende Auto sein, sondern die Abschaffung der Arbeit.
Arbeit wird Privileg. Vom Gesundheitswesen, der Landwirtschaft, der
industriellen Produktion, dem Militär bis hin zur Forschung und dem
Individualunterricht werden immer mehr intelligente Maschinen zum Einsatz
kommen. Hurra! Das ist nicht nur Grund zum Feiern, sondern verschafft uns auch
die Zeit zum Feiern.
Doch nach dem Feiern kommt bekanntlich
der Kater. In Arbeit und Erfolg findet man Lebenssinn. Ohne Arbeit kommt es zum
Absturz. Wer bereitet uns darauf vor?
Diese Umwälzung wird auch gewiss keine
allgemeine Gleichheit schaffen. Der digitale Kapitalismus wird weiterhin die
bereits Wohlhabenden begünstigen. Von globaler Gerechtigkeit sind wir weit
entfernt.
Trügerische
Sicherheit eines Übergangszeitraums
Deutschlands Wirtschaft profitiert
derzeit von einem paradoxen Phänomen: Gerade weil vieles verschlafen wird, sind
wir die Nutznießer des globalen Wandels. Denn wir haben festgehalten an vielen
Tugenden der vordigitalen Zeit, die anderswo schon über den Haufen geworfen
worden sind, aber für einen Übergangszeitraum noch gebraucht werden. Dazu
gehören neben den klassischen deutschen Stärken, wie etwa Ingenieurwesen,
Handwerk und Logistik auch Kopfarbeit, Planung und Ausbildung. Anderswo wurde
schon umgestellt auf digitales Lernen und auf dynamische Karrieren voller
Quereinstiege. Doch Deutschland führt in der digitalen Welt bezeichnenderweise
nur in zwei Bereichen: im Pornographie-Konsum und in der regulierenden
Gesetzgebung.
Zu unserem Glück hinkt die künstliche
Intelligenz bisher aber fast allen Erwartungen hinterher. Schwein gehabt! Das
paradoxe Hoch Deutschlands scheint das Verweilen zu legitimieren.
Man findet in den Programmen der meisten
Parteien denn auch wenige Gedanken zur Zukunft. Statt die Gesellschaft als
Ganzes umzustellen, sollen alle besser auf den verschärften Wettbewerb
vorbereitet werden. Jeder Einzelne soll die Ausnahme der Umwälzungen sein.
Faire Schulen, so die SPD, damit jeder eine Chance hat. Mehr Wettbewerb unter
den Universitäten, so die FDP. Selbst beim bedingungslosen Grundeinkommen der
Grünen weiß man nicht, ob es nach den Koalitionsverhandlungen das Ende des
Sozialstaates einläuten wird und der Einzelne so wieder auf sich selbst
verwiesen wird. Fazit querbeet: Jeder Einzelne soll sich weiter als der
Auserwählte sehen, als der Harry Potter, der den immer unwahrscheinlicheren
Absprung schafft und sinnvolle Arbeit findet. Verweilen wir. Entsprechend wird
auch das Scheitern individualisiert.
Die
Zukunftsfragen sind ungeklärt.
Die großen Fragen bleiben offen: Wie
werden wir in Zukunft leben? Als Freizeitmenschen oder als Arbeitgeber der
Roboter? Als Träumer oder als Sinnstifter? Als Verteidiger unseres Wohlstandes
oder als Mitglieder der globalen Welt?
Für Goethes Faust war Verweilen keine
Option:
Werd' ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
So sei es gleich um mich getan!
Kannst du mich schmeichelnd je belügen,
Daß ich mir selbst gefallen mag,
Kannst du mich mit Genuß betrügen,
Das sei für mich der letzte Tag!
Die Wette biet' ich!
Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Faust I (Faust)
Wenn jemand sagt, Faust habe das Verweilen des schönen Augenblickes »gelehrt«, dann hat er entweder den Text nicht (genau) gelesen oder aber er will genau das erreichen, was Mephistopheles dem Faust gegenüber erreichen will: Einen Menschen dazu zu bringen, nicht weiter zu streben, nicht mehr wissen zu wollen, zu verharren und sich letztlich auf dem »Faulbett« auszuruhen.
Zweihundert Jahre nach Faust erblickt
man das Schöne hingegen nur im Bestehenden. Eine Welt jenseits von Angela
Merkel traut sich keiner zu denken. Daher wird auch nach der Wahl wirklich
alles bleiben, wie es nie war.
Fritz Breithaupt, geboren 1967 - Quelle: Deutsche Welle 2017-09-13
Vor der Bundestagswahl im September 2017
Jungwähler haben schlechte Karten, entscheidend sind die Stimmen der Älteren.
Wie generationengerecht ist die Bundestagswahl?
In
Deutschland "regieren" die Älteren. Eine
Art Mini-Opposition sind die Jungwähler bis 30 Jahre - sie sind beinahe
chancenlos, ihren Willen, durchzusetzen. Denn so groß, so bequem ist die
Mehrheit aus den Generationen ihrer Eltern und Großeltern. Das geht aus
den jüngsten Daten des Bundeswahlleiters hervor. Demnach haben
ältere Wähler einen zahlenmäßigen Vorteil an der Wahlurne: Die Wahlberechtigten ab 60
Jahren haben einen Anteil von über 36 Prozent, die unter 30-Jährigen von gut
15 Prozent.
Vorboten einer Rentnerdemokratie?
Und
dieser Vorsprung wird durch den demografischen Wandel weiter zunehmen. Bei der
letzten Bundestagswahl war erstmals mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten
über 50 Jahre alt. Eindeutig erkennbar wird der Trend im Vergleich zu der
Bundestagswahl 1980, als die jüngsten und ältesten Wahlberechtigten sich
noch ansatzweise die Waage hielten: Damals waren 26,8 Prozent der
Wahlberechtigten über 60 und 22,3 Prozent unter 30 - beide Gruppen hatten
also ein ähnliches Gewicht. Die Verschiebung seitdem deutet an: Mit den
jungen Stimmen allein ist längst keine Bundestagswahl zu gewinnen - mit
den älteren Wählern hingegen schon eher. Erst recht in der nahen Zukunft. Dazu
kommt: Seit 2005 ist die Wahlbeteiligung bei Menschen über 70 sogar auf ein
überdurchschnittliches Niveau gestiegen.
Deshalb zeigte
sich Ex-Bundespräsident Roman Herzog besorgt, als 2008 eine
außerplanmäßige Rentenerhöhung beschlossen wurde: "Ich fürchte, wir
sehen gerade die Vorboten einer Rentnerdemokratie: Die Älteren werden immer
mehr, und alle Parteien nehmen überproportional Rücksicht auf sie", sagte
Herzog der "Bild"-Zeitung damals und erntete für diesen Satz viel
Kritik.
Wolfgang Gründinger teilt die Sorge von
Herzog. Er ist Autor der Bücher "Alte Säcke Republik" und
"Aufstand der Jungen". Er engagiert sich außerdem im
Vorstand der Stiftung Generationengerechtigkeit. "Jeder dritte Wähler ist
über 60 Jahre alt, die Hälfte der SPD- und CDU-Mitglieder ist über 60 Jahre
alt. Und natürlich wird in einer Demokratie Politik für die stärksten Wählergruppen
gemacht." Und das seien heute die Alten. "Das erkennt man auch an den
Themen im Wahlkampf, wo die Themen der Jungen - zum Beispiel Bildung,
Digitalisierung - ja gar nicht mehr vorkommen", sagt der 33-Jährige.
Ältere
Wähler wählen zukunftsorientierter als junge
Stimmt die alternde Gesellschaft in
Deutschland an der Wahlurne gegen die Interessen die Jugend? Eine gemeinsame
Studie des Rheingold-Instituts und der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2014
widerspricht jedenfalls der häufig vertretenen Meinung, dass die ältere
Generation eher gegenwarts- als zukunftsorientiert wählen würde. Im
Gegenteil: Laut der Studie handeln und wählen Ältere sogar im Schnitt
zukunftsorientierter als Jüngere, obwohl letztere mehr Lebensjahre vor sich
haben.
"Wir haben festgestellt, dass es
inbesondere Menschen, die eine sehr starke Verankerung in einem politischen
Weltbild haben, leichter fällt, tatsächlich langfristig
orientierte Entscheidungen zu treffen", sagt Christina Tillmann,
eine der Autorinnen der Studie. Dagegen hätten die 19- bis 32-Jährigen - die
"Generation Wahl-O-Mat" - eher eine Art "Supermarkt- oder
Shopping-Mentalität", wenn sie wählen gehen. Das heißt: Sie entscheiden
eher aus ihrer eigenen Lebenslage heraus jedes Mal neu über Einzelaspekte, "weil
ihnen der stabile Orientierungsrahmen, den die älteren Generationen
haben, eben fehlt", sagt Tillmann.
Wahlrecht
ab 16 Jahren?
Dass die Jungwähler statistisch einen
immer kleineren Anteil am Wahlausgang haben, liegt aber nicht allein an der
Demografie - sondern auch an den Jungwählern selbst. Seit 1953 bleibt die
jüngste Altersgruppe bei der Wahlbeteiligung hinter den älteren Wähler zurück.
Sogar unter den Erstwählern, die also bis zur Volljährigkeit warten mussten, um
endlich das politischen Geschehen mitzubestimmen, ist der Drang die Stimme
abzugeben vergleichsweise gering: Von ihnen bleibt ein höherer Anteil am
Wahlsonntag zu Hause als im Durchschnitt aller Altersgruppen.
Die SPD, die Grünen und die Linken
in ihren Wahlprogrammen sprechen sich dafür aus, das bundesweite Wahlalter auf
16 Jahre abzusenken. Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter sagte im Vorfeld einer
Diskussionsveranstaltung mit Jungwählern:
"Wir sind der Meinung, dass das Wahlrecht generell auf 16 Jahre abgesenkt
werden sollte. Jugendliche können auch zum Teil vor 16 viele Entscheidungen für
sich selbst treffen; sie sind ab 14 Jahren keine Kinder mehr, sondern
strafmündig. Und da viele Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, sie sehr,
sehr lange betreffen werden, sind wir der Meinung: Ab 16 kann, wer will,
mitwählen."
Wolfgang Gründinger von der Stiftung
Generationengerechtigkeit würde noch einen Schritt weitergehen. Er fordert ein
Kinder- und Jugendwahlrecht: "Jeder junge Mensch sollte dann wählen
dürfen, sobald er das möchte. Das werden die meisten erst mit 12 oder 13
wahrnehmen. Aber prinzipiell ohne Altersgrenze nach unten, es gibt ja auch
keine Altersgrenze nach oben."
Gegen die demografische Unwucht komme man nicht an,
sagt der langjährige Jugendforscher Klaus Hurrelmann - selber Jahrgang
1944. Neben der Absenkung des Wahlalters hat er eine andere Idee, um die Wahl
generationengerechter zu gestalten: "Dass man an die Verantwortung der
älteren Menschen appelliert. Manche wissen das ja gar nicht, dass sie diese
überwältigende Übermacht haben."
Fuente: Deutsche Welle - cerca de las elecciones para la renovación del parlamento alemán ("Bundestagswahl" de 2017) - Ante el tema del envejecimiento poblacional y sus repercusiones en la configuración del Parlamento y del gobierno
diario La Nación, Bs Aires, 18.09.2017: "Hay muchos ámbitos en la política en los que (...) se trata de no cambiar nada, como si se metiera a Alemania en un frasco para conservar el presente para siempre mientras escatimamos con el futuro".
Los gobernantes encontrarán siempre recursos para el presupuesto de las jubilaciones mientras recortan en otras carteras.
Según un estudio de finales de agosto de Eurostat, Alemania invirtió sólo un 4,2% de su PBI en educación en 2015, por debajo de la media europea (4,9%).
El ex jefe de Estado Roman Herzog, fallecido en enero, advirtió ya en 2008 contra el espectro de una "democracia de jubilados" que saquea a su juventud.
El tema ha salido de nuevo a relucir con motivo de las elecciones del próximo domingo (24.09.2017). Y es que los mayores de 60 años serán, con el 36,1%, el grupo electoral más grande por primera vez en la historia de la república federal, revela un estudio del GDV, la federación alemana de las compañías de seguros. Los votantes menores de 40 años no llegan a un tercio (29,3%).
El descenso de la natalidad y el aumento de la esperanza de vida explican esta inversión de la relación de fuerzas desde la reunificación. La diferencia se incrementará todavía más cuando las personas nacidas después de la Segunda Guerra Mundial, los llamados baby boomers, se jubilen en masa a partir de 2020.
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