Humboldt und Bonpland im tropischen Urwald
“Ansichten der Natur” AvH http://gutenberg.spiegel.de/buch/ansichten-der-natur-4756
Friedrich Wilhelm
Heinrich Alexander Freiherr von Humboldt
[Freiherr m. Freifrau f. dem Baron entsprechender Adelstitel,
freier Edelmann’, (auch f.Freiin)].
Geboren am 14.9.1769 in Berlin;
gestorben am 6.5.1859 in Berlin.
Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm wurde der Sohn eines Offiziers von
Privatlehrern erzogen, die aus den führenden Köpfen der Berliner Aufklärung
gesucht wurden; den Elementarunterricht erteilte. Nach einem Studium der
Naturwissenschaften und des Bergbaus in Freiberg arbeitete er von 1792 bis 1796
als Bergassessor im preußischen Staatsdienst. Schon ab 1788 aber entwickelte er
drei Forschungsprogramme, die ihn 1793 zu einer Methodologie, einer
Leitwissenschaft – von ihm »Physikalische Geographie«, »Physik der Erde« oder
»Theorie der Erde« genannt – und dem Beginn einer speziellen Vorbereitung
seiner berühmten Reise führten. In seiner »Physikalischen Geographie«
behandelte er Morphographie, Klimatologie, Erdmagnetismus, Hydrographie sowie
die Geographie der Pflanzen, der Tiere und des Menschen; 1799 war er bereits
der führende Geograph seiner Zeit.
Zusammen mit dem Botaniker Aimé Bonpland brach er 1799 zu einer Reise nach
Südamerika auf [aufbrechen]. Bis 1804
forschte er im Gebiet der heutigen Staaten Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador,
Peru und Mexiko; anschließend kehrte er über Kuba und die USA (wo er sich in
Washington mit Thomas Jefferson befreundete) nach Europa zurück. Nach der
Heimkehr lebte er bis 1827 meist in Paris, wo er seine Expedition im größten
privaten Reisewerk der Geschichte [Kosmos]
auswertete. 1827 kehrte er nach Berlin zurück und wurde Berater des
preußischen Königs. Seine Vorlesungen in Berlin 1827/28 eröffneten eine neue
Blütezeit der Naturwissenschaften in Deutschland. 1829 unternahm er noch einmal
eine große Reise: über das Baltikum und Moskau in den Ural und bis zur
chinesischen Grenze.
Humboldt war der einflußreichste Mäzen
seiner Zeit und hat vielen Dichtern und Schriftstellern geholfen, Charles
Darwin bezeichnete ihn als »den größten Wissenschaftsreisenden, der jemals
gelebt hat«.
Humboldts Reisen nach und durch Amerika
Alexander
von Humboldt
Ansichten der Natur
veröffentlicht en Berlin, 1807 – gewidmet seinem Bruder
Wilhelm von Humboldt.
(Die
Auslassungspunkte ersetzen weniger wichtige Sätze des Originals). (Vocablos
traducidos reclaman revisión crítica).
« …Der enge Weg von Micuipampa nach der alten Inkastadt Caxamarca ist selbst für die Maultiere
schwierig. Der Name der Stadt war ursprünglich Cassamarca oder Kazamarca,
d. i. die Froststadt ;
« marca » in der Bedeutung einer Ortschaft gehört dem nördlichen Dialekt,
Chinchaysuyo an… Der Weg führte uns fünf bis sechs Stunden lang durch eine
Reihe von Paramos, in denen man fast ununterbrochen der Wut der Stürme und
jenem scharfkantigen Hagel, welcher dem Rücken der Andes so eigentümlich ist,
ausgesetzt bleibt. Die Höhe des Weges erhält sich meist zwischen neun- und zehntausend Fuß. Es hat mir
derselbe zu einer magnetischen Beobachtung von allgemeinem Interesse
Veranlassung gegeben: zu der Bestimmung des Punktes, wo die Nord-Inklination
der Nadel in die Süd-Inklination übergeht, wo also der magnetische Äquator von
dem Reisenden durchschnitten wird.
Wenn man endlich die letzte jener Bergwildnisse, den Paramo de
Yanaguanga, erreicht hat, so blickt man um so freudiger in das fruchtbare Tal
von Caxamarca hinab… Es ist diese Hochebene der von Bogota ähnlich und
wahrscheinlich wie sie ebenfalls ein alter Seeboden… Caxamarca liegt 600 Fuß höher als Santa Fé de Bogota und daher
fast so hoch als die Stadt Quito, hat aber, durch Berge rund umher geschützt,
ein weit milderes und angenehmeres Klima. Der Boden ist von der herrlichsten
Fruchtbarkeit, voll Ackerfeld und Gartenbau, mit Alleen von Weiden, …von
Mimosen und den schönen Quinuarbäumen
durchzogen. Der Weizen gibt in der Pampa de Caxamarca im Mittel das 15.
bis 20. Korn… Kleine Porphyrkuppen (wahrscheinlich einst Inseln im alten,
noch unabgelaufenen See) erheben sich in dem nördlichen Teile der Ebene und
durchbrechen weit verbreitete Sandsteinflöze [Flöz: filón]. … Die alte
Residenz des Atahualpa ist von dieser Seite mit Fruchtgärten und wiesenartig
bewässerten Luzernfeldern (campos de alfalfa) umgeben. In der
Ferne sieht man die Rauchsäulen der warmen Bäder von Pultamarca aufsteigen, die
noch heute den Namen baños del Inca
führen. Ich habe die Temperatur dieser Schwefelquellen 55,2° Réaumur gefunden. Atahualpa brachte einen Teil
des Jahres in den Bädern zu, wo noch schwache Reste seines Palastes der
Zerstörungswut der Konquistadores widerstanden haben. Das große und tiefe
Wasserbecken (el tragadero), in welchem der Tradition nach einer der goldenen
Tragsessel [sillón portátil, parihuela], soll versenkt und immer vergebens
gesucht worden sein, schien mir künstlich über einer der Quellenklüfte im
Sandstein ausgehauen.
Humboldt clasificando especies
Von der Burg und dem Palaste des Atahualpa sind ebenfalls
nur schwache Reste in der mit schönen Kirchen geschmückten Stadt
übriggeblieben. Die Wut, in der man, von Golddurst getrieben, schon vor dem Ende
des 16. Jahrhunderts, um nach tief liegenden Schätzen zu graben, Mauern
umstürzte und die Fundamente aller Wohnungen unvorsichtig schwächte, hat die
Zerstörung beschleunigt. Der Palast des Inka lag auf einem Porphyrhügel,
welcher ursprünglich … dermaßen behauen und ausgehöhlt worden war, daß er die
Hauptwohnung fast mauerartig umzingelt. Ein Stadtgefängnis und das Gemeindehaus
(la Casa del Cabildo) sind auf einem Teil der Trümmer aufgeführt. Diese Trümmer
sind am ansehnlichsten noch, aber doch nur 13 bis 15 Fuß hoch… [las medidas en « pies », alrededor de 30 centímetros].In
dem Porphyrfelsen ist ein Schacht abgeteuft, [un acceso subterráneo ha sido
excavado], der einst in unterirdische Gemächer und in eine Galerie
(Stollen) führte, von der man behauptet, daß sie bis zu einer anderen schon
oben erwähnten Porphyrkuppe führt. Diese Vorrichtungen deuten auf Besorgnisse
von Kriegszuständen und auf Sicherung der Flucht. Das Vergraben von
Kostbarkeiten war übrigens eine altperuanische, sehr allgemein verbreitete
Sitte. Unter vielen Privatwohnungen in Caxamarca
findet man noch unterirdische Gemächer [aposentos, habitáculos].
Man zeigte uns im Felsen ausgehauene Treppen und das
sogenannte Fußbad des Inka (el lavadero de los pies). Ein
solches Fußwaschen des Herrschers war von lästigen Hofzeremonien begleitet...
Man zeigt
in dem Hauptgebäude noch das Zimmer, in welchem der unglückliche Atahualpa vom
Monat November 1532 an neun Monate lang gefangen gehalten wurde. Man zeigt auch
den Reisenden die Mauer, an der er das Zeichen machte, bis zu welcher Höhe er
das Zimmer mit Gold füllen wolle, wenn man ihn freiließe. Xerez in der Conquista
del Peru, die uns Barcia aufbewahrt hat, Hernando Pizarro in seinen Briefen
und andere Schriftsteller jener Zeit geben diese Höhe sehr verschieden an. Der
gequälte Fürst sagte: »das Gold in Barren, Platten und Gefäßen solle so hoch
aufgetürmt werden, als er mit der Hand reichen könne.« Das Zimmer
selbst gibt Xerez zu 22 Fuß Länge und 17 Fuß Breite an. Was von den Schätzen der
Sonnentempel von Cuzco, Huaylas, Huamachuco und Pachacamac bis zu dem
verhängnisvollen 29 August 1533 (dem Todestage des Inka) zusammengebracht
wurde, schätzt Garcilaso de la Vega, der Peru schon 1560, in seinem
20. Jahre, verließ, auf 3 838 000 Ducados de Oro.
In der
Kapelle des Stadtgefängnisses, das, wie ich schon oben erwähnte, auf den Ruinen
des Inkapalastes gebaut ist, wird Leichtgläubigen mit Schauder der Stein gezeigt,
auf dem »unauslöschliche Blutflecke » zu sehen sind. Es ist eine 12 Fußlange, sehr dünne Platte,
die vor dem Altar liegt. Eine genaue Untersuchung durch Abschlagen wird nicht
gestattet. … Der Lizentiat Fernando Montesinos, ob er gleich kaum hundert Jahre
nach der Einnahme von Caxamarca Peru besuchte, verbreitet schon die Fabel:
Atahualpa sei in dem Gefängnis enthauptet worden und man sehe noch Blutspuren
auf einem Steine, auf dem die Hinrichtung geschehen sei. Unbestreitbar ist es
und durch viele Augenzeugen bewährt, daß der betrogene Inka sich willig, unter
dem Namen Juan de Atahualpa, von seinem schändlichen, fanatischen Verfolger
(dem Dominikanermönch Vicente de Valverde) taufen ließ, um nicht lebendig
verbrannt zu werden. Strangulation (el garrote) machte seinem Leben ein Ende,
öffentlich unter freiem Himmel. Eine andere Sage gibt vor, man habe eine
Kapelle auf dem Stein errichtet, wo die Strangulation vorgefallen sei, und
Atahualpas Körper ruhe unter dem Steine. Die vermeintlichen Blutflecke blieben
dann freilich unerklärt. Der Leichnam hat aber nie unter diesem Steine gelegen;
er wurde nach einer Totenmesse und einer feierlichen Beerdigung, bei welcher
die Gebrüder Pizarro in Trauerkleidern (!) zugegen waren, zuerst auf den Kirchhof
des Convento de San Francisco und später nach Quito, Atahualpas Geburtsstadt,
gebracht. Die letztere Translation geschah nach dem ausdrücklichen Wunsche des
sterbenden Inka. Sein persönlicher Feind, der verschlagene [discapacitado]
Rumiñavi …veranstaltete
in Quito, aus List und politischen Absichten, eine feierliche Beerdigung.
In den
traurigen architektonischen Resten dahingeschwundener alter Herrlichkeit wohnen
in Caxamarca Abkömmlinge des Monarchen. Es ist die Familie des indischen
Caciquen, nach dem Qquechhua-Idiom des Curaca, Astorpilco. Sie lebt in großer
Dürftigkeit doch genügsam, ohne Klage, voll Ergebung in ein hartes,
unverschuldetes Verhängnis. Ihre Abkunft von Atahualpa durch die weibliche
Linie wird in Caxamarca nirgends geleugnet, aber Spuren des Bartes deuten
vielleicht auf einige Vermischung mit spanischem Blute. Beide vor dem Einfall
der Spanier regierenden Söhne des großen… Huayna Capac, Huascar und Atahualpa,
hinterließen keine anerkannten Söhne. Huascar wurde Atahualpas Gefangener in
den Ebenen von Quipaypan und auf dessen heimlichen Befehl bald darauf ermordet.
Auch von den beiden übrigen Brüdern des Atahualpa, von dem unbedeutenden jungen
Toparca, welchen Pizarro (Herbst 1533) als Inka krönen ließ, und von dem
unternehmenderen, ebenfalls gekrönten, aber dann wieder rebellischen Manco
Capac, sind keine männliche Nachkommen bekannt. Atahualpa hinterließ einen
Sohn, als Christ Don Francisco genannt, der sehr jung starb, und eine Tochter,
Doña Angelina, mit welcher Francisco Pizarro in wildem Kriegsleben einen von
ihm sehr geliebten Sohn, des hingerichteten Herrschers Enkel, zeugte.… »
Ver los 4 tomos titulados « Kosmos, Entwurf
einer physischen Weltbeschreibung », de Alexander von Humboldt, en Kosmos. Erster Band - Kapitel 1 von Alexander von Humboldt o bien http://gutenberg.spiegel.de/suche?q=Alexander+Humboldt
einer physischen Weltbeschreibung », de Alexander von Humboldt, en Kosmos. Erster Band - Kapitel 1 von Alexander von Humboldt o bien http://gutenberg.spiegel.de/suche?q=Alexander+Humboldt
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