Donnerstag, 23. März 2017

Lectura 5 - Rainer Maria Rilke - poemas


Rainer Maria Rilke – Geboren  am 4. Dez. 1875 in Prag, Böhmen – gestorben am 29. Dezember 1926 in Valmont, Schweiz).
Der Panther  (November 1902)
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf — dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille — 
und hört im Herzen auf zu sein.

video animación https://www.youtube.com/watch?v=yM3xZjF3G2A
video recitado del poema  https://www.youtube.com/watch?v=pFFZKG5Yq_w

 Del deambular de las barras se ha cansado tanto / su mirada, que ya nada retiene. / Es como si hubiera mil barras / y detrás de mil barras ningún mundo hubiese.
El suave andar de pasos flexibles y fuertes, / que gira en el más pequeño círculo, / es como una danza de fuerza entorno un centro / en el que se yergue una gran voluntad dormida.
Sólo a veces se abre mudo el velo / de las pupilas. Entonces las penetra una imagen, / recorre la tensa quietud de sus miembros / y en el corazón su existencia acaba.
His sight from ever gazing through the bars
has grown so blunt that it sees nothing more.
It seems to him that thousand of bars are
before him, and behind him nothing merely.
The easy motion of his supple stride,
which turns about the very smallest circle,
is like a dance of strength about a center
in which a will stands stupefied.
Only sometimes when the pupil’s film
soundlessly opens — then one image fills
and glides through the quiet tension of the limbs
into the heart — and ceases and is still.
Leer también : Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke  (1899)
REITEN, reiten, reiten, durch den Tag, durch die Nacht, durch den Tag. Reiten, reiten, reiten.
Und der Mut ist so müde geworden und die Sehnsucht so groß. Es gibt keine Berge mehr, kaum einen Baum. Nichts wagt aufzustehen. Fremde Hütten hocken durstig an versumpften Brunnen. Nirgends ein Turm. Und immer das gleiche Bild. Man hat zwei Augen zuviel. Nur in der Nacht manchmal glaubt man den Weg zu kennen. Vielleicht kehren wir nächtens immer wieder das Stück zurück, das wir in der fremden Sonne mühsam gewonnen haben? Es kann sein. Die Sonne ist schwer, wie bei uns tief im Sommer. Aber wir haben im Sommer Abschied genommen. Die Kleider der Frauen leuchteten lang aus dem Grün. Und nun reiten wir lang. Es muß also Herbst sein. Wenigstens dort, wo traurige Frauen von uns wissen.
DER von Langenau rückt im Sattel und sagt. »Herr Marquis ...« Sein Nachbar, der kleine feine Franzose, hat erst drei Tage lang gesprochen und gelacht. Jetzt weiß er nichts mehr. Er ist wie ein Kind, das schlafen möchte. Staub bleibt auf seinem feinen weißen Spitzenkragen liegen; er merkt es nicht. Er wird langsam welk in seinem samtenen Sattel. Aber der von Langenau lächelt und sagt: »Ihr habt seltsame Augen, Herr Marquis. Gewiß seht Ihr Eurer Mutter ähnlich –«, Da blüht der Kleine noch einmal auf und stäubt seinen Kragen ab und ist wie neu.
JEMAND erzählt von seiner Mutter. Ein Deutscher offenbar. Laut und langsam setzt er seine Worte: Wie ein Mädchen, das Blumen bindet, nachdenklich Blume um Blume probt und noch nicht weiß, was aus dem Ganzen wird –: so fügt er seine Worte. Zu Lust? Zu Leide? Alle lauschen. Sogar das Spucken hört auf. Denn es sind lauter Herren, die wissen, was sich gehört. Und wer das Deutsche nicht kann in dem Haufen, der versteht es auf einmal, fühlt einzelne Worte: »Abends« ... »Klein war ...«
DA sind sie alle einander nah, diese Herren, die aus Frankreich kommen und aus Burgund, aus den Niederlanden, aus Kärntens Tälern, von den böhmischen Burgen und vom Kaiser Leopold. Denn was der Eine erzählt, das haben auch sie erfahren und gerade so. Als ob es nur eine Mutter gäbe...
SO reitet man in den Abend hinein, in irgend einen Abend. Man schweigt wieder, aber man hat die lichten Worte mit. Da hebt der Marquis den Helm ab. Seine dunklen Haare sind weich und, wie er das Haupt senkt, dehnen sie sich frauenhaft auf seinem Nacken. Jetzt erkennt auch der von Langenau: Fern ragt etwas in den Glanz hinein, etwas Schlankes, Dunkles. Eine einsame Säule, halbverfallen. Und wie sie lange vorüber sind, später, fällt ihm ein, daß das eine Madonna war.
[esta prosa poética es un fragmento del bello original que podemos buscar en la web http://gutenberg.spiegel.de/buch/-823/56 ]
En lectura 21 de esta serie (Blogger) puede leerse una continuación parcial de este poema en prosa.

Dato adicional: el "Projekt Gutenberg" y las empresas que lo financian ofrecen valiosos textos literarios y filosóficos - en varios idiomas - para ser copiados.-


Fin de la lectura 5