Mittwoch, 6. Dezember 2017

Lectura 49 - Demian, ein Einweihungsroman von H. Hesse

Der Weg nach innen


Demian - Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend


 Ich wollte ja nichts als das zu leben
versuchen, was von selber aus mir heraus
wollte. Warum war das so sehr schwer?


…Die Dichter, wenn sie Romane schreiben, pflegen so zu tun, als seien sie Gott und könnten irgendeine Menschengeschichte ganz und gar überblicken und begreifen und sie so darstellen, wie wenn Gott sie sich selber erzählte, ohne alle Schleier, überall wesentlich. Das kann ich nicht, so wenig wie die Dichter es können. Meine Geschichte aber ist mir wichtiger als irgendeinem Dichter die seinige; denn sie ist meine eigene, und sie ist die Geschichte eines Menschen — nicht eines erfundenen, eines möglichen, eines idealen oder sonstwie nicht vorhandenen, sondern eines wirklichen, einmaligen, lebenden Menschen. Was das ist, ein wirklicher lebender Mensch, das weiß man heute allerdings weniger als jemals, und man schießt denn auch die Menschen, deren jeder ein kostbarer, einmaliger Versuch der Natur ist, zu Mengen tot. Wären wir nicht noch mehr als einmalige Menschen, könnte man jeden von uns wirklich mit einer Flintenkugel ganz und gar aus der Welt schaffen, so hätte es keinen Sinn mehr, Geschichten zu erzählen. Jeder Mensch aber ist nicht nur er selber, er ist auch der einmalige, ganz besondere, in jedem Fall wichtige und merkwürdige Punkt, wo die Erscheinungen der Welt sich kreuzen, nur einmal so und nie wieder. Darum ist jedes Menschen Geschichte wichtig, ewig, göttlich, darum ist jeder Mensch, solange er irgend lebt und den Willen der Natur erfüllt, wunderbar und jeder Aufmerksamkeit würdig. In jedem ist der Geist Gestalt geworden, in jedem leidet die Kreatur, in jedem wird ein Erlöser gekreuzigt.
Wenige wissen heute, was der Mensch ist. Viele fühlen es, und sterben darum leichter, wie ich leichter sterben werde, wenn ich diese Geschichte fertiggeschrieben habe.
Einen Wissenden darf ich mich nicht nennen. Ich war ein Suchender und bin es noch, aber ich suche nicht mehr auf den Sternen und in den Büchern, ich beginne die Lehren zu hören, die mein Blut in mir rauscht. Meine Geschichte ist nicht angenehm, sie ist nicht süß und harmonisch wie die erfundenen Geschichten, sie schmeckt nach Unsinn und Verwirrung, nach Wahnsinn und Traum wie das Leben aller Menschen, die sich nicht mehr belügen wollen.
Das Leben jedes Menschen ist ein Weg zu sich selber hin, der Versuch eines Weges, die Andeutung eines Pfades. Kein Mensch ist jemals ganz und gar er selbst gewesen; jeder strebt dennoch, es zu werden, einer dumpf, einer lichter, jeder wie er kann. Jeder trägt Reste von seiner Geburt, Schleim und Eischalen einer Urwelt, bis zum Ende mit sich hin. Mancher wird niemals Mensch, bleibt Frosch, bleibt Eidechse, bleibt Ameise. Mancher ist oben Mensch und unten Fisch. Aber jeder ist ein Wurf der Natur nach dem Menschen hin. Uns allen sind die Herkünfte gemeinsam, die Mütter, wir alle kommen aus demselben Schlunde; aber jeder strebt, ein Versuch und Wurf aus den Tiefen, seinem eigenen Ziele zu. Wir können einander verstehen; aber deuten kann jeder nur sich selbst.

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…Es war ein fremder Geist über mich gekommen, ich paßte nicht mehr in unsre Gemeinschaft, die so innig gewesen war, und nach der mich oft ein rasendes Heimweh wie nach verlorenen Paradiesen überfiel. Ich wurde, namentlich von der Mutter, mehr wie ein Kranker behandelt als wie ein Bösewicht, aber wie es eigentlich stand, konnte ich am besten aus dem Benehmen meiner beiden Schwestern sehen. In diesem Benehmen, das sehr schonend war und mich dennoch unendlich beelendete, gab sich deutlich kund, daß ich eine Art von Besessenem war, der für seinen Zustand mehr zu beklagen als zu schelten war, in dem aber doch eben das Böse seinen Sitz genommen hatte. Ich fühlte, daß man für mich betete, anders als sonst, und fühlte die Vergeblichkeit dieses Betens. Die Sehnsucht nach Erleichterung, das Verlangen nach einer richtigen Beichte spürte ich oft brennend, und empfand doch auch voraus, daß ich weder Vater noch Mutter alles richtig würde sagen und erklären können. Ich wußte, man würde es freundlich aufnehmen, man würde mich sehr schonen, ja bedauern, aber nicht ganz verstehen, und das Ganze würde als eine Art Entgleisung angesehen werden, während es doch Schicksal war.Ich weiß, daß manche nicht glauben werden, daß ein Kind von noch nicht elf Jahren so zu fühlen vermöge. Diesen erzähle ich meine Angelegenheit nicht. Ich erzähle sie denen, welche den Menschen besser kennen. Der Erwachsene, der gelernt hat, einen Teil seiner Gefühle in Gedanken zu verwandeln, vermißt diese Gedanken beim Kinde, und meint nun, auch die Erlebnisse seien nicht da. Ich aber habe nur selten in meinem Leben so tief erlebt und gelitten wie damals.
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 … An jenem Frühlingstag im Park begegnete mir eine junge Dame, die mich sehr anzog. Sie war groß und schlank, elegant gekleidet, und hatte ein kluges Knabengesicht. Sie gefiel mir sofort, sie gehörte dem Typ an, den ich liebte, und sie begann meine Phantasien zu beschäftigen. Sie war wohl kaum viel älter als ich, aber viel fertiger, elegant und wohl umrissen, schon fast ganz Dame, aber mit einem Anflug von Übermut und Jungenhaftigkeit im Gesicht, den ich überaus gern hatte.Es war mir nie geglückt, mich einem Mädchen zu nähern, in das ich verliebt war, und es glückte mir auch bei dieser nicht. Aber der Eindruck war tiefer als alle früheren, und der Einfluß dieser Verliebtheit auf mein Leben war gewaltig.Plötzlich hatte ich wieder ein Bild vor mir stehen, ein hohes und verehrtes Bild — ach, und kein Bedürfnis, kein Drang war so tief und heftig in mir wie der Wunsch nach Ehrfurcht und Anbetung! Ich gab ihr den Namen Beatrice, denn von ihr wußte ich, ohne Dante gelesen zu haben, aus einem englischen Gemälde, dessen Reproduktion ich mir aufbewahrt hatte. Dort war es eine englisch-präraffaelitische Mädchenfigur, sehr langgliedrig und schlank mit schmalem langem Kopf und vergeistigten Händen und Zügen. Mein schönes junges Mädchen glich ihr nicht ganz, obwohl auch sie diese Schlankheit und Knabenhaftigkeit der Formen zeigte, die ich liebte, und etwas von der Vergeistigung oder Beseelung des Gesichts.Ich habe mit Beatrice nicht ein einziges Wort gesprochen. Dennoch hat sie damals den tiefsten Einfluß auf mich geübt. Sie stellte ihr Bild vor mir auf, sie öffnete mir ein Heiligtum, sie machte mich zum Beter in einem Tempel. Von einem Tag auf den andern blieb ich von den Kneipereien und nächtlichen Streifzügen weg. Ich konnte wieder allein sein, ich las wieder gern, ich ging wieder gern spazieren.

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Sugerencias : analizar este texto en su estructura sintáctica y lógica. Buscar los verbos conjugados y tratarlos como ejes de oraciones subordinadas o principales. Señalar núcleos de sujetos, objetos directos, objetos indirectos, predicativos. Reconstruir el sentido de cada enunciado. Utilizar diccionarios bilingües y el muy recomendable (en alemán) DWDS en la red.      Aprovechar traducciones existentes y examinarlas con las observaciones que merezcan.  

La novela Demian fue publicada en 1919 y en la portada el autor había elegido como pseudónimo el nombre de su protagonista, Emil Sinclair. Sein innerer Konflikt beginnt sich zu lösen, als er einer jungen Frau begegnet, die er heimlich verehrt. Er nennt sie Beatrice, in Anlehnung an ein Gemälde, das er stets bei sich trägt und Dantes Jugendliebe Beatrice Portinari zeigt. Er verklärt sie zu einer Heiligengestalt . Manchmal ganz in einer Traumwelt lebend, beginnt  er, Zeichnungen von seiner Beatrice anzufertigen. In diesen erkennt er Merkmale und Gesichtszüge von seinem Freund Demian, und später auch von sich selbst. Nach einem Besuch bei Demians Mutter, „Frau Eva“ genannt, erkennt Sinclair, dass ausgerechnet sie sich hinter dem oft gezeichneten Traumgesicht verbirgt. Sie wird zu seinem neuen Leitbild, ist für ihn Dämon und Mutter, Schicksal und Geliebte, schön und verlockend, und gibt ihm die Kraft, ohne Angst und Unsicherheit auf sich selbst vertrauen zu können.



Relato “iniciático” y de formación, se gestó hacia finales de la primera guerra mundial y fue leído principalmente por jóvenes que en Europa buscaban experiencias liberadoras y superadoras, dentro de la atmósfera de desencanto y nihilismo propia de la época. Al adolescente Kalais Haller le resultó lectura reveladora en la Argentina posterior a 1945, como una palanca en la difícil construcción de la propia identidad personal y política.


A contrapelo de las censuras a la supuesta “actitud incomprometida” de Hesse, su ulterior inmersión emocional e intelectual en concepciones no racionalistas de molde oriental (indias, chinas, japonesas), confluyente con su crítica lúcida de nuestra cultura tecnocrática, mereció ser destacada entre los factores de la llamada “contracultura underground”. En la novela utopista  titulada Das Glasperlenspiel  [“El sistema de las perlas de cristal” o “El juego de abalorios”], Hesse ensaya una visión integradora de aspectos filosóficos occidentales y orientales compatibles con sociedades no deshumanizadas. Utopías a veces son profecías.- Quizás ello disculpe o justifique la inclusión de pasajes del Demian en estas lecturas del taller de alemán.

Einweihungs-Roman. [novela de iniciación] - Initiation : Aufnahme eines Neulings in eine Standes- oder Altersgemeinschaft, einen Geheimbund o. Ähnliche.
die Einführung der Jugendlichen in den Kreis der Erwachsenen bei den Naturvölkern

H. Hesse und Thomas Mann

Una crítica en francés: Roman d'initiation et de formation, Demian est l'un des chefs-d'œuvre de ce genre littéraire. Comment l'homme peut-il échapper au monde des miroirs et parvenir à être lui-même ? Demian (au nom proche du daïmon grec, la voix intérieure) enseigne au jeune Emile Sinclair à ne pas suivre l'exemple de ses parents, à se révolter pour se trouver, à traverser le chaos pour mériter l'accomplissement de sa destinée propre. Au bout de ce chemin où le divin et le démoniaque se mêlent, la crainte d'être un exilé, un séparé, un étranger est annihilée.