Freitag, 15. September 2017

Lect. 38 - Manía fáustica en la era digital


Der Wissensdrang des Dr. Faust ist legendär. Retrato imaginado de Dr Faust


Das wirklich Neue in der digitalen Welt wird nicht das selbstfahrende Auto sein, sondern die Abschaffung der Arbeit. Arbeit wird Privileg. Vom Gesundheitswesen, der Landwirtschaft, der industriellen Produktion, dem Militär bis hin zur Forschung und dem Individualunterricht werden immer mehr intelligente Maschinen zum Einsatz kommen. Hurra! Das ist nicht nur Grund zum Feiern, sondern verschafft uns auch die Zeit zum Feiern.

Doch nach dem Feiern kommt bekanntlich der Kater. In Arbeit und Erfolg findet man Lebenssinn. Ohne Arbeit kommt es zum Absturz. Wer bereitet uns darauf vor?

Diese Umwälzung wird auch gewiss keine allgemeine Gleichheit schaffen. Der digitale Kapitalismus wird weiterhin die bereits Wohlhabenden begünstigen. Von globaler Gerechtigkeit sind wir weit entfernt.

Trügerische Sicherheit eines Übergangszeitraums

Deutschlands Wirtschaft profitiert derzeit von einem paradoxen Phänomen: Gerade weil vieles verschlafen wird, sind wir die Nutznießer des globalen Wandels. Denn wir haben festgehalten an vielen Tugenden der vordigitalen Zeit, die anderswo schon über den Haufen geworfen worden sind, aber für einen Übergangszeitraum noch gebraucht werden. Dazu gehören neben den klassischen deutschen Stärken, wie etwa Ingenieurwesen, Handwerk und Logistik auch Kopfarbeit, Planung und Ausbildung. Anderswo wurde schon umgestellt auf digitales Lernen und auf dynamische Karrieren voller Quereinstiege. Doch Deutschland führt in der digitalen Welt bezeichnenderweise nur in zwei Bereichen: im Pornographie-Konsum und in der regulierenden Gesetzgebung.

Zu unserem Glück hinkt die künstliche Intelligenz bisher aber fast allen Erwartungen hinterher. Schwein gehabt! Das paradoxe Hoch Deutschlands scheint das Verweilen zu legitimieren.

Man findet in den Programmen der meisten Parteien denn auch wenige Gedanken zur Zukunft. Statt die Gesellschaft als Ganzes umzustellen, sollen alle besser auf den verschärften Wettbewerb vorbereitet werden. Jeder Einzelne soll die Ausnahme der Umwälzungen sein. Faire Schulen, so die SPD, damit jeder eine Chance hat. Mehr Wettbewerb unter den Universitäten, so die FDP. Selbst beim bedingungslosen Grundeinkommen der Grünen weiß man nicht, ob es nach den Koalitionsverhandlungen das Ende des Sozialstaates einläuten wird und der Einzelne so wieder auf sich selbst verwiesen wird. Fazit querbeet: Jeder Einzelne soll sich weiter als der Auserwählte sehen, als der Harry Potter, der den immer unwahrscheinlicheren Absprung schafft und sinnvolle Arbeit findet. Verweilen wir. Entsprechend wird auch das Scheitern individualisiert.


Die Zukunftsfragen sind ungeklärt.
Die großen Fragen bleiben offen: Wie werden wir in Zukunft leben? Als Freizeitmenschen oder als Arbeitgeber der Roboter? Als Träumer oder als Sinnstifter? Als Verteidiger unseres Wohlstandes oder als Mitglieder der globalen Welt?
Für Goethes Faust war Verweilen keine Option:

Werd' ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
So sei es gleich um mich getan!
Kannst du mich schmeichelnd je belügen,
Daß ich mir selbst gefallen mag,
Kannst du mich mit Genuß betrügen,
Das sei für mich der letzte Tag!
Die Wette biet' ich!


Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!

Faust I (Faust)

Wenn  jemand sagt, Faust habe das Verweilen des schönen Augenblickes »gelehrt«, dann hat er entweder den Text nicht (genau) gelesen  oder aber er will genau das erreichen, was Mephistopheles dem Faust gegenüber erreichen will: Einen Menschen dazu zu bringen, nicht weiter zu streben, nicht mehr wissen zu wollen, zu verharren und sich letztlich auf dem »Faulbett«  auszuruhen.

Zweihundert Jahre nach Faust erblickt man das Schöne hingegen nur im Bestehenden. Eine Welt jenseits von Angela Merkel traut sich keiner zu denken. Daher wird auch nach der Wahl wirklich alles bleiben, wie es nie war.

Fritz Breithaupt, geboren 1967  - Quelle: Deutsche Welle 2017-09-13

 

Vor der Bundestagswahl im September 2017

Jungwähler haben schlechte Karten, entscheidend sind die Stimmen der Älteren. Wie generationengerecht ist die Bundestagswahl?
In Deutschland "regieren" die Älteren. Eine Art Mini-Opposition sind die Jungwähler bis 30 Jahre - sie sind beinahe chancenlos, ihren Willen, durchzusetzen. Denn so groß, so bequem ist die Mehrheit aus den Generationen ihrer Eltern und Großeltern. Das geht aus den jüngsten Daten des Bundeswahlleiters hervor. Demnach haben ältere Wähler einen zahlenmäßigen Vorteil an der Wahlurne: Die Wahlberechtigten ab 60 Jahren haben einen Anteil von über 36 Prozent, die unter 30-Jährigen von gut 15 Prozent.
Vorboten einer Rentnerdemokratie?
Und dieser Vorsprung wird durch den demografischen Wandel weiter zunehmen. Bei der letzten Bundestagswahl war erstmals mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten über 50 Jahre alt. Eindeutig erkennbar wird der Trend im Vergleich zu der Bundestagswahl 1980, als die jüngsten und ältesten Wahlberechtigten sich noch ansatzweise die Waage hielten: Damals waren 26,8 Prozent der Wahlberechtigten über 60 und 22,3 Prozent unter 30 - beide Gruppen hatten also ein ähnliches Gewicht. Die Verschiebung seitdem deutet an: Mit den jungen Stimmen allein ist längst keine Bundestagswahl zu gewinnen - mit den älteren Wählern hingegen schon eher. Erst recht in der nahen Zukunft. Dazu kommt: Seit 2005 ist die Wahlbeteiligung bei Menschen über 70 sogar auf ein überdurchschnittliches Niveau gestiegen.
Deshalb zeigte sich Ex-Bundespräsident Roman Herzog besorgt, als 2008 eine außerplanmäßige Rentenerhöhung beschlossen wurde: "Ich fürchte, wir sehen gerade die Vorboten einer Rentnerdemokratie: Die Älteren werden immer mehr, und alle Parteien nehmen überproportional Rücksicht auf sie", sagte Herzog der "Bild"-Zeitung damals und erntete für diesen Satz viel Kritik.
Wolfgang Gründinger teilt die Sorge von Herzog. Er ist Autor der Bücher "Alte Säcke Republik" und "Aufstand der Jungen". Er engagiert sich außerdem im Vorstand der Stiftung Generationengerechtigkeit. "Jeder dritte Wähler ist über 60 Jahre alt, die Hälfte der SPD- und CDU-Mitglieder ist über 60 Jahre alt. Und natürlich wird in einer Demokratie Politik für die stärksten Wählergruppen gemacht." Und das seien heute die Alten. "Das erkennt man auch an den Themen im Wahlkampf, wo die Themen der Jungen - zum Beispiel Bildung, Digitalisierung - ja gar nicht mehr vorkommen", sagt der 33-Jährige.
Ältere Wähler wählen zukunftsorientierter als junge
Stimmt die alternde Gesellschaft in Deutschland an der Wahlurne gegen die Interessen die Jugend? Eine gemeinsame Studie des Rheingold-Instituts und der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2014 widerspricht jedenfalls der häufig vertretenen Meinung, dass die ältere Generation eher gegenwarts- als zukunftsorientiert wählen würde. Im Gegenteil: Laut der Studie handeln und wählen Ältere sogar im Schnitt zukunftsorientierter als Jüngere, obwohl letztere mehr Lebensjahre vor sich haben. 
"Wir haben festgestellt, dass es inbesondere Menschen, die eine sehr starke Verankerung in einem politischen Weltbild haben, leichter fällt, tatsächlich langfristig orientierte Entscheidungen zu treffen", sagt Christina Tillmann, eine der Autorinnen der Studie. Dagegen hätten die 19- bis 32-Jährigen - die "Generation Wahl-O-Mat" - eher eine Art "Supermarkt- oder Shopping-Mentalität", wenn sie wählen gehen. Das heißt: Sie entscheiden eher aus ihrer eigenen Lebenslage heraus jedes Mal neu über Einzelaspekte, "weil ihnen der stabile Orientierungsrahmen, den die älteren Generationen haben, eben fehlt", sagt Tillmann.

Wahlrecht ab 16 Jahren?
Dass die Jungwähler statistisch einen immer kleineren Anteil am Wahlausgang haben, liegt aber nicht allein an der Demografie - sondern auch an den Jungwählern selbst. Seit 1953 bleibt die jüngste Altersgruppe bei der Wahlbeteiligung hinter den älteren Wähler zurück. Sogar unter den Erstwählern, die also bis zur Volljährigkeit warten mussten, um endlich das politischen Geschehen mitzubestimmen, ist der Drang die Stimme abzugeben vergleichsweise gering: Von ihnen bleibt ein höherer Anteil am Wahlsonntag zu Hause als im Durchschnitt aller Altersgruppen.
Die SPD, die Grünen und die Linken in ihren Wahlprogrammen sprechen sich dafür aus, das bundesweite Wahlalter auf 16 Jahre abzusenken. Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter sagte im Vorfeld einer Diskussionsveranstaltung mit Jungwählern: "Wir sind der Meinung, dass das Wahlrecht generell auf 16 Jahre abgesenkt werden sollte. Jugendliche können auch zum Teil vor 16 viele Entscheidungen für sich selbst treffen; sie sind ab 14 Jahren keine Kinder mehr, sondern strafmündig. Und da viele Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, sie sehr, sehr lange betreffen werden, sind wir der Meinung: Ab 16 kann, wer will, mitwählen." 
Wolfgang Gründinger von der Stiftung Generationengerechtigkeit würde noch einen Schritt weitergehen. Er fordert ein Kinder- und Jugendwahlrecht: "Jeder junge Mensch sollte dann wählen dürfen, sobald er das möchte. Das werden die meisten erst mit 12 oder 13 wahrnehmen. Aber prinzipiell ohne Altersgrenze nach unten, es gibt ja auch keine Altersgrenze nach oben."
Gegen die demografische Unwucht komme man nicht an, sagt der langjährige Jugendforscher Klaus Hurrelmann - selber Jahrgang 1944. Neben der Absenkung des Wahlalters hat er eine andere Idee, um die Wahl generationengerechter zu gestalten: "Dass man an die Verantwortung der älteren Menschen appelliert. Manche wissen das ja gar nicht, dass sie diese überwältigende Übermacht haben."

Fuente: Deutsche Welle - cerca de las elecciones para la renovación del parlamento alemán ("Bundestagswahl" de 2017)  -  Ante el tema del envejecimiento poblacional y sus repercusiones en la configuración del Parlamento y del gobierno



diario La Nación, Bs Aires, 18.09.2017: "Hay muchos ámbitos en la política en los que (...) se trata de no cambiar nada, como si se metiera a Alemania en un frasco para conservar el presente para siempre mientras escatimamos con el futuro". 



Los gobernantes encontrarán siempre recursos para el presupuesto de las jubilaciones mientras recortan en otras carteras.
Según un estudio de finales de agosto de Eurostat, Alemania invirtió sólo un 4,2% de su PBI en educación en 2015, por debajo de la media europea (4,9%).
El ex jefe de Estado Roman Herzog, fallecido en enero, advirtió ya en 2008 contra el espectro de una "democracia de jubilados" que saquea a su juventud.
El tema ha salido de nuevo a relucir con motivo de las elecciones del próximo domingo (24.09.2017). Y es que los mayores de 60 años serán, con el 36,1%, el grupo electoral más grande por primera vez en la historia de la república federal, revela un estudio del GDV, la federación alemana de las compañías de seguros. Los votantes menores de 40 años no llegan a un tercio (29,3%).
El descenso de la natalidad y el aumento de la esperanza de vida explican esta inversión de la relación de fuerzas desde la reunificación. La diferencia se incrementará todavía más cuando las personas nacidas después de la Segunda Guerra Mundial, los llamados baby boomers, se jubilen en masa a partir de 2020.