Samstag, 16. September 2017

Lect. 39 - Decepciones y anhelos del Faust goetheano

Gründgens, fragmento actuado

Doktor Faustus, der alle Wissenschaften durchforstet hat und dem dennoch die wahre Erkenntnis versagt geblieben ist, sieht nun in der Magie einen Weg, das Geheimnis der Welt zu ergründen. Als auch dies scheitert, glaubt er, allein im Tod Erlösung finden zu können. Doch als die Osterglocken ertönen, bringt ihn die Erinnerung an seine Jugend von dem Selbstmordplan ab. In der Gestalt eines Pudels naht sich dem Wissenschaftler das Böse und gibt sich bald als Mephistopheles zu erkennen. Dieser schlägt Faust einen Pakt vor: Mephisto verpflichtet sich, ihn durch alle Höhen und Tiefen des irdischen Daseins zu führen und erhält dafür im Jenseits den Anspruch auf Fausts Seele. Zunächst konfrontiert er den weltfremden Gelehrten mit dem ausschweifenden Leben der Studenten (!) und Hexen. Nach dem Bad in einem Zaubertrank wird Faust verjüngt und verliebt sich in Gretchen. Mit Hilfe von Mephisto und der kupplerischen Nachbarin Marthe Schwerdtlein wird sie Fausts Geliebte. Gretchen wird schwanger und daraufhin von ihrem Bruder Valentin verstoßen, der, als er Faust zur Rede stellen will, von diesem umgebracht wird. Daraufhin bricht Gretchen zusammen, tötet in ihrer Verzweiflung ihr Kind und wird, geistig umnachtet, in den Kerker geworfen...
1932 spielte Gustaf Gründgens zum ersten Mal den Mephisto, der über die Jahrzehnte hinweg zu der Bühnenrolle seines Lebens wurde. Insgesamt 600 Mal verkörperte er diese Figur aus Goethes Faust. Zu einem international viel beachteten und gefeierten Ereignis wurde die Inszenierung am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, die am 21. April 1957 Premiere hatte. Schon bald nach der Premiere erschienen die ersten Tonmitschnitte der Aufführung auf Schallplatte, doch vermisste man bei aller sprachlichen Brillanz natürlich die optischen Eindrücke. Pläne, die Inszenierung für das Fernsehen aufzeichnen zu lassen, scheiterten. Peter Gorski, der Adoptivsohn von Gustaf Gründgens, und Dr. Barthels, Chef der Gloria-Film, kamen beide fast zur selben Zeit auf die Idee, die einmalige Inszenierung in einem Kinofilm festzuhalten. Der Film reduziert sich dabei nicht nur auf das bloße Abfilmen des Faust-Stoffes, sondern schöpft mit den gestalterischen Mitteln des Mediums Film die herausragende Darstellung der Akteure besser und perfekter aus, als sie vom menschlichen Auge im Zuschauerraum wahrgenommen werden kann. Gründgens wurde seinem Anspruch, weder "abgefilmtes Theater" noch "reinen Film" zu machen, in vorher nie erreichter Weise gerecht, eben, wie ein Kritiker seinerzeit schrieb: "dem Theater treu und den Gesetzen des Films nicht zuwider".

El Fausto « histórico » : Dr. Johann Georg Faust (approx. 1480 – 1540) was a German alchemist who was born in the village of Knittlingen, Württemberg. He has alternatively been known by the names “Johann Sabellicus” and “Georg Faust”. In 1507, Johannes Trithemius of Sponheim wrote that Faust was a con-man and a drifter who preyed on the gullible. He said he had fled a teaching position in Kreuznach after molesting several of the boys there. He may have then gone on to the University of Heidelberg to study, obtaining a degree in divinity from Heidelberg University in 1509, and then to Poland where a friend of Martin Luther, Philip Melanchthon, says Faust studied magic at the University of Kraków.
Martin Luther and Philipp Melanchthon are said to have alleged Faust’s companionship with the devil. He was expelled from Ehrfut by the Franciscan monk Dr. Klinge (who was the cathedral preacher from 1520-1556). Dr. Klinge asked for Faust’s repentance. Faust refused the monk’s offer of intervention and admitted having signed a pact with the Devil, and said that he trusted the Devil more than God. In 1523 he is said to have visited Auerbach’s Tavern in Leipzig where he conjured wine out of a table, and rode a barrel of wine. Goethe often visited the same tavern as a student centuries later. Faust died in 1540 or 1541. Legend says that he came to a terrible end near Wittenberg, where the devil tore him to pieces and left him on a dung heap, with his eyes glued to a wall.
In 1587 a chapbook “Historia von D. Iohan Fausten” was published about the sins of Faust, and was soon translated into English, where it inspired Christopher Marlowe. Marlowe’s Doctor Faustus, was studied by Johann Wolfgang von Goethe (who may also have read the German version), and the legend of Faust grew.
 
Goethes Tragödie spielt im Spätmittelalter, am Ende des XV. oder Anfang des XVI. Jahrhunderts. Der Gelehrte Heinrich Faust zweifelt am Erkenntniswert der Wissenschaft, die weit davon entfernt sei zu erklären, was die Welt im Innersten zusammenhält. Er zieht die Summe seiner langjährigen Studien und sieht, dass wir nichts wissen können!

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Magister, heiße Doktor gar
Und ziehe schon an die zehen Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum –
Und sehe, daß wir nichts wissen können!

Fausts lerneifriger Lehrling bzw. Famulus Wagner ist der Typus des auf reine Buch-Gelehrsamkeit bauenden, optimistischen und fortschrittsgläubigen Wissenschaftlers. Er wird im zweiten Teil des Faust als Professor und Reagenzglas-Genetiker auftreten und die nüchtern wissenschaftliche Position gegenüber dem Faustschen Schwärmertum vertreten. Durch die Erschaffung eines künstlichen Menschen, Homunkulus genannt, erweist sich auch er als Visionär.).
[Famulus: Student (der letzten Semester), der einem Hochschullehrer für seine Vorlesungen und Übungen Dienste leistet.-  Medizinstudent während des Praktikums’. Im 16. Jh. wird lat. famulus (alat. famul) ‘Diener’ (verwandt mit ↗Familie, s. d.) ins Dt. übernommen und bezeichnet zuerst den ‘Gehilfen eines Universitätsprofessors’, wird aber später weithin auf den medizinischen Bereich eingeschränkt. -famulieren ‘als Famulus arbeiten ].

Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit

Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.

Was ihr den Geist der Zeiten heißt,

Das ist im Grund der Herren eigner Geist,

In dem die Zeiten sich bespiegeln…

…Die wenigen, die was davon erkannt,

Die töricht g'nug ihr volles Herz nicht wahrten,

Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten,

Hat man von je gekreuzigt und verbrannt.


[von je: seit langem, von jeher - immer schon, seit jeher - wie schon immer, wie jeher ]
[je :  alguna vez ]

Tief deprimiert und lebensmüde geworden, verspricht Faust dem Mephisto seine Seele, wenn es diesem gelingen sollte, ihn von seiner Unzufriedenheit zu befreien. Mephisto schließt mit Faust ein Verabkommen (eine Vereinbarung, einen Vertrag) in Form einer Wette. Der Teufel Mephisto, dem neben Zauberkräften auch Humor und Charme als Eigenschaften zustehen, ist bestrebt, Faust vom rechten Weg abzubringen. Er verwandelt ihn zurück in einen jungen Mann, nimmt ihn mit auf eine Reise durch die Welt und hilft ihm, die Liebschaft mit der jungen Margarete (Gretchen) einzufädeln.

Nun gut, wer bist du denn?
Mephistopheles:
      Ein Teil von jener Kraft,

Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

Faust:
Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?
Mephistopheles:
Ich bin der Geist, der stets verneint!

Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,

Ist wert, daß es zugrunde geht;

Drum besser wär's, daß nichts entstünde.

So ist denn alles, was ihr Sünde,

Zerstörung, kurz, das Böse nennt,

Mein eigentliches Element.


Faust:  …Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,

Die eine will sich von der andern trennen;

Die eine hält, in derber Liebeslust,

Sich an die Welt mit klammernden Organen;

Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust

Zu den Gefilden hoher Ahnen.

…Ich bin zu alt, um nur zu spielen,
Zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

Was kann die Welt mir wohl gewähren?

« Entbehren sollst du! sollst entbehren! »

Das ist der ewige Gesang,

Der jedem an die Ohren klingt,

Den, unser ganzes Leben lang,
Uns heiser jede Stunde singt.
 




Faust übersetzt den Anfang des Johannesevangeliums (in principio erat Verbum…). Um den Sinn des griechischen Wortes λóγος zu erfassen, zieht er die Übersetzungen Wort, Sinn und Kraft in Erwägung und entscheidet sich dann für Tat: Im Anfang war die Tat!

…Mich drängt's, den Grundtext aufzuschlagen,

Mit redlichem Gefühl einmal

Das heilige Original

In mein geliebtes Deutsch zu übertragen,

Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!«

Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?

Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,

Ich muß es anders übersetzen,

Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.

Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.

Bedenke wohl die erste Zeile,

Daß deine Feder sich nicht übereile!

Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?

Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!

Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!...

Mephistopheles:
Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden,

Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn;

Wenn wir uns drüben wiederfinden,

So sollst du mir das gleiche tun.

Faust:
Das Drüben kann mich wenig kümmern;

Schlägst du erst diese Welt zu Trümmern,

Die andre mag danach entstehn…

Mephist : Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran,

Wo wir was Guts in Ruhe schmausen mögen.  [schmausen : ein leckeres Mahl einnehmen, etw. mit Genuss essen, sich gut schmecken lassen]

Faust:
Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,

So sei es gleich um mich getan!

Kannst du mich schmeichelnd je belügen,

Daß ich mir selbst gefallen mag,

Kannst du mich mit Genuß betrügen –

Das sei für mich der letzte Tag!

Die Wette biet ich!

…Werd ich zum Augenblicke sagen:

Verweile doch! du bist so schön!

Dann magst du mich in Fesseln schlagen,

Dann will ich gern zugrunde gehn!

Dann mag die Totenglocke schallen,

Dann bist du deines Dienstes frei,

Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,

Es sei die Zeit für mich vorbei!



Mit Goethes Faust wird Johann Wolfgang von Goethes Bearbeitung des Fauststoffs bezeichnet. Der Begriff kann sich auf den ersten Teil der von Goethe geschaffenen Tragödie, auf deren ersten und zweiten Teil gemeinsam oder insgesamt auf die Arbeiten am Fauststoff beziehen, die Goethe durch sechzig Jahre hindurch immer wieder neu aufnahm. Er umfasst in diesem letzteren Sinne auch die Entwürfe,FragmenteKommentare und Paralipomena des Dichters zu seinem Faustwerk und zum Fauststoff.
Zu den einzelnen Teilen und Versionen von Goethes Faustwerk siehe: Urfaust, erster Entwurf, entstanden zwischen 1772 und 1775, postum 1887 erstveröffentlicht  * Faust. Ein Fragment, vollendet 1788, erschienen 1790 * Faust. Eine Tragödie. (auch Faust. Der Tragödie erster Teil oder kurz Faust I), erschienen 1808 * Faust. Der Tragödie zweiter Teil (auch kurz Faust II
), erschienen 1832



Murnaus "Faust" (Film) https://www.youtube.com/watch?v=DSRSfFkaVog 
Disertación s/"Faust" de Murnau https://www.youtube.com/watch?v=Vi6c09MrR1c
Audio escenas de la Tragedia https://www.youtube.com/watch?v=iClHFAGMm58